Schweizer Armee: Programmvereinbarung für bodengestützte Luftverteidigung unterzeichnet

Der Rüstungschef, Urs Loher, und der deutsche Rüstungsdirektor, Vizeadmiral Carsten Stawitzki, haben die Programmvereinbarung im Rahmen der European Sky Shield Initiative (ESSI) zur kooperativen Beschaffung von IRIS-T SLM Systemen der bodengestützten Luftverteidigung mittlerer Reichweite (Bodluv MR) der deutschen Herstellerin Diehl Defence GmbH & Co. KG unterzeichnet.

Die Programmvereinbarung, die der Bundesrat am 20. Juni 2025 genehmigt hat, ist eine Voraussetzung für einen Beschaffungsvertrag über die Bodluv MR Systeme. Durch diese gemeinsame Beschaffung kann die Schweiz von Skaleneffekten und einer verbesserten Interoperabilität der Systeme profitieren.

Bedeutung der bodengestützten Luftverteidigung

Die bodengestützte Luftverteidigung (Bodluv) trägt zur Wirkung im Rahmen der Wahrung der Lufthoheit und der Luftverteidigung sowie zum Schutz vor Angriffen mit Fernwaffen bei. Als Teil der integrierten Luftverteidigung (Integrated Air Defence, IAD) wird die Bodluv Bedrohungen auf unterschiedliche Distanzen und Höhen bekämpfen. Das System bodengestützter Luftverteidigung mittlerer Reichweite (Bodluv MR) stärkt die Wirkung im unteren, mittleren und teilweise oberen Luftraum auf mittlere Distanzen.

Ziel ist es, die Handlungsfreiheit in der integrierten Luftverteidigung zu vergrössern und die Fähigkeit zur raumbezogenen Marschflugkörperabwehr neu zu erlangen.

Finanzierung und nächste Schritte

Für Bodluv MR wurde im Rüstungsprogramm 2024 ein Verpflichtungskredit von 660 Millionen Franken bewilligt. Das Bundesamt für Rüstung armasuisse beabsichtigt, für Bodluv MR fünf Systeme IRIS-T SLM zu beschaffen. Die Verhandlungen mit der Herstellerin sind weitestgehend abgeschlossen. Die Vertragsunterzeichnung soll voraussichtlich im Sommer 2025 stattfinden.

Programmvereinbarung zur kooperativen Beschaffung von Bodluv MR Systemen

Der Entscheid, IRIS-T SLM Systeme der bodengestützten Luftverteidigung mittlerer Reichweite im Rahmen der European Sky Shield Initiative (ESSI) zu beschaffen, entspricht auch den Zielen der Rüstungspolitischen Strategie des Bundesrates. So vergrössert die engere Zusammenarbeit im Bereich der bodengestützten Luftverteidigung mit Nachbar- und Partnerstaaten den Handlungsspielraum der Schweiz. Aufgrund der gemeinsamen Beschaffung über ESSI können die Teilnehmerstaaten von Skaleneffekten profitieren. Des Weiteren wird durch eine kooperative Beschaffung die Interoperabilität zwischen den Partnerstaaten verbessert.

Der Abschluss der Programmvereinbarung sowie die Beschaffung von Bodluv MR Systemen über das deutsche Bundesministerium der Verteidigung sind mit den neutralitätsrechtlichen Verpflichtungen der Schweiz vereinbar. Es entsteht keine Verpflichtung, die eigenen Systeme in die Luftabwehr- und Raketenverteidigung von Deutschland oder der Nato zu integrieren. Der Schweiz steht es frei, die Systeme selbständig und unabhängig zu betreiben und einzusetzen.

European Sky Shield Initiative ESSI

Bei der ESSI handelt es sich um eine im Jahr 2022 von Deutschland lancierte Initiative mit der Absicht, die Luftverteidigung in Europa zu stärken und die gemeinsamen Anstrengungen besser zu bündeln. Die Schweiz ist der Initiative im Oktober 2024 beigetreten.

Die ESSI bezweckt, Beschaffungsvorhaben zur Luftverteidigung in Europa besser zu koordinieren und zu bündeln, um bei der Beschaffung von Systemen Skaleneffekte zu nutzen und die Interoperabilität zwischen den Partnerländern zu verbessern. Mit der Initiative werden ferner auch Kooperationen in der Ausbildung, im Unterhalt der Systeme und in der Logistik ermöglicht.

Projekt «Bodluv MR»

Beim Projekt «Bodluv MR» handelt es sich um ein Beschaffungsprojekt zur Erneuerung wichtiger Fliegerabwehr-Systeme der Schweizer Armee. Die Erneuerung wird eine bestehende Fähigkeitslücke in der Abwehr von Abstandswaffen schliessen, um anfliegende Ziele auf eine mittlere Distanz zu bekämpfen und damit die bodengestützte Luftverteidigung grösserer Reichweite mit dem System Patriot zu ergänzen. Aktuell im Einsatz stehende Systeme erreichen bald ihr Nutzungsende. Zudem haben die bestehenden Systeme des Typs Stinger und Mittlere Fliegerabwehr (M Flab) nur sehr kurze Reichweiten – moderne Kampfflugzeuge setzen ihre Waffen aus grösseren Höhen und Distanzen ein.

 

Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: VDS-DDPS

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